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Neurodermitis und Psyche: Möglichst keine Schuldgefühle entwickeln

Neurodermitis und Psyche hängen eng zusammen. Doch genau dieses Wissen setzt Betroffene leicht unter Druck – und das kann wiederum Ekzeme provozieren. Wie kann man diesem Teufelskreis entkommen? Die Deutsche Haut- und Allergiehilfe sprach mit Professor Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring (Emeritus) von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der TU München.

Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben verläuft. Sie kann sich entwickeln, wenn mehrere Faktoren zusammentreffen. Zwei davon sind erblich bedingt: Eine extrem trockene Haut aufgrund einer gestörten Hautbarriere und ein überempfindliches Immunsystem. „Nach heutigem Kenntnisstand kommt noch eine dritte Komponente hinzu: die psychoneurogene Entzündung“, berichtet Professor Ring. Dass die Seele auf die Haut wirkt und umgekehrt, beobachtet der Hautexperte tagtäglich an seinen Patienten. Welche Prozesse dabei im Einzelnen ablaufen, wird derzeit intensiv erforscht.

Auch positiver Stress kann Schübe auslösen

Einer der wichtigsten Ratschläge im Zusammenhang mit Neurodermitis lautet: Provokationsfaktoren vermeiden. Möglich ist dies bei externen Auslösern wie Allergenen, entzündungsfördernden Nahrungsmitteln oder hautreizenden Kosmetika. Anders verhält es sich bei seelischem Stress: Ob Angst vor einer Prüfung oder die Vorfreude auf eine Verabredung: Solche Ereignisse können dazu führen, dass die Haut unvermittelt aufblüht, ohne dass die Betroffenen dies verhindern können. Frust und Schuldgefühle bleiben da nicht aus und können das Hautbild weiter verschlechtern – ein Kreislauf, aus dem die Betroffenen oft nur schwer wieder herauskommen. Professor Ring betont daher: „Niemand ist schuld an seiner Erkrankung oder an einem Ekzemschub. Die Entzündungen können sich auch dann entwickeln, wenn alle vorbeugenden Maßnahmen befolgt werden.“

Die Haut nicht unter Erfolgsdruck setzen

Entspannungstechniken, Ablenkung und gezielte Ruhephasen können dabei helfen, gelassener mit der Erkrankung umzugehen. „Ich rate meinen Patienten, sich und ihre Haut nicht unter Erfolgsdruck zu setzen“, ergänzt Professor Ring. „Außerdem besteht die berechtigte Hoffnung, dass die Hauterscheinungen eines Tages einfach verschwinden.“ Darüber hinaus tut sich in den letzten Jahren eine Menge hinsichtlich neuer, wirksamer Therapien, vor allem durch die Einführung von Biologika zur gezielten Behandlung mittelschwerer und schwerer Formen der Neurodermitis.

Quelle:
Interview mit Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring (Emeritus), Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der TU München, past President International Society of Atopic Dermatitis (ISAD), Haut- und Laserzentrum an der Oper, Perusastraße 5, 80333 München. August 2020

Pressemitteilung Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V. - im Pressebereich unter www.dha-schwere-neurodermitis.de