Warum schlafen manchen Menschen einfach besser als andere – oder glauben das zumindest? Mit dieser Frage befasst sich die schlafmedizinische Arbeitsgruppe der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Freiburg in zwei neuen Studien, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie im Rahmen der Exzellenzinitiative finanziell unterstützt werden.
Dr. Dr. Kai Spiegelhalder erforscht am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) mit Hilfe von bildgebenden Methoden wie der funktionellen Kernspintomographie, ob und welche Veränderungen im Gehirn von Menschen mit chronischer Schlaflosigkeit vorliegen. Dieser Ansatz gibt Aufschluss darüber, welche Hirnareale wie stark an der Regulation des Schlafes und an seiner Fehlregulation, also der Schlaflosigkeit, beteiligt sind. Daneben untersucht ein von der DFG gefördertes Projektteam um Prof. Dr. Dieter Riemann, Leiter der Sektion Klinische Psychologie und Psychophysiologie, wie gesunde Schläfer und Menschen mit Schlaflosigkeit ihren Schlaf wahrnehmen. Denn obwohl die oberflächliche Struktur des Schlafes bei beiden Gruppen recht ähnlich ist, erlebt letztere ihren Schlaf oft als katastrophal oder extrem unerholsam. „Wir nehmen an, dass insbesondere sehr kurze Aufwachvorgänge und eine erhöhte Aktivität schneller Gehirn-Wellen während des Schlafes zu diesem subjektiven Eindruck führen“, erklärt Prof. Riemann. Diese Hypothese überprüfen die Forscher im Schlaflabor, in dem Probanden beider Gruppen je vier Nächte verbringen. Die ersten beiden Nächte dienen der Standarddiagnostik und dem Ausschluss spezifischer Schlafstörungen wie ruhelosen Beinen oder Schlaf-Apnoe, während in der dritten und vierten Nacht untersucht wird, wie die subjektive Beurteilung des eigenen Schlafes zustande kommt. Dabei werden beide Gruppen aus verschiedenen Schlafstadien geweckt und nach ihren Erfahrungen befragt: Ob sie das Gefühl hatten wach zu sein oder zu schlafen, und was ihnen gerade durch den Kopf gegangen ist, falls sie wach waren. Die so erhobenen psychologischen Daten werden mit den physiologischen Daten insbesondere des Elektroenzephalogramms (EEG) in Bezug gesetzt.
Beide Studien gehen davon aus, dass ein sogenanntes Hyperarousal – eine sowohl im autonomen als auch im zentralen Nervensystem nachweisbare Übererregung – dazu führt, dass der Schlaf als leichter, oberflächlicher und generell unerholsamer wahrgenommen wird. „Wir hoffen, in unseren Studien so viel über dieses Phänomen zu lernen, dass wir davon ausgehend neue Therapien für Schlaflose entwickeln können. Vorstellbar sind neuartige Entspannungsmethoden oder Gleichstromapplikation während des Schlafs“, berichtet Prof. Riemann. Entsprechende Pilotprojekte führt seine Abteilung gerade durch. Dabei können die Forscher auf mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung aufbauen: So lange beschäftigt sich die schlafmedizinische Arbeitsgruppe bereits mit der Insomnie. Unter der Leitung von Prof. Riemann wurden in den vergangenen Jahren vor allem Studien zu Häufigkeit, diagnostischen Instrumenten, Ursachen und Therapien durchgeführt.
Die Studienteilnehmer erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 200 – 300 Euro; Interessenten können sich unter 0761/270-65800 bzw. judit.kelbert@uniklinik-freiburg.de melden.
Quelle: Pressemitteilung Universitätsklinikum Freiburg