Männer, die unter Depressionen leiden, sind oft nicht nur antriebslos, niedergeschlagen und verstimmt sondern haben daneben bestimmte geschlechtsspezifische Ausprägungen des Symptomspektrums. „Bei depressiven Männern tritt oft gereiztes und impulsives Verhalten sowie vermehrter Ärger und eine niedrige Stress-Toleranz auf. Oftmals sind sie geradezu feindselig und aggressiv gegenüber ihrer Umwelt und legen dabei eine nach außen gerichtete Vorwurfshaltung an den Tag“, erläutert Dr. med. Josef Hättenschwiler von der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP), die ihren Sitz in Bern hat. „Betroffene geraten dann oft bei Kleinigkeiten in Wutausbrüche und neigen zu übertriebenen Ansichten, was sie im Nachhinein dann bedauern. Die klassischen Depressions-Symptome, wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Erschöpfung und Schlaflosigkeit sind oft im Hintergrund bereits vorhanden, werden aber erst zu einem späteren Zeitpunkt der Erkrankung deutlich.“ Neben aggressivem Auftreten kommen auch riskante Verhaltensweisen wie beispielsweise provozierendes Benehmen, waghalsige Manöver beim Autofahren oder vermehrter Alkoholkonsum sowie anderes Suchtverhalten vor.
Männer führen Befindlichkeitsstörungen häufig auf Stress und berufliche Belastungen zurück und ziehen eine psychische Erkrankung eher nicht in Betracht. „Das männliche Rollenverständnis, das von Unabhängigkeit und Selbstsicherheit gekennzeichnet ist, trägt dazu bei, dass sie sich selbst nur schwer eine mögliche Erkrankung eingestehen. Hilfsangebote werden daher oft erst sehr spät aufgesucht“, ergänzt Hättenschwiler, der Chefarzt am Zentrum für Angst- und Depressionsbehandlung ZADZ in Zürich ist. „Das soziale Stigma psychischer Erkrankungen, die als Schwäche ausgelegt werden, macht es Betroffenen zusätzlich schwer eine Diagnose zu akzeptieren.“ Männer, die von seelischen Problemen geplagt werden und diese nicht alleine oder durch Gespräche mit Freunden oder der Familie in den Griff bekommen, sollten nicht damit warten, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Dazu können sie auch von Angehörigen oder Freunden ermutigt werden, wenn diese eine entsprechende Wesensveränderungen bemerken.
Eine Depression ist eine lebensgefährliche Erkrankung, die unbehandelt im schlimmsten Fall zum Tode führen kann. Etwa 15 Prozent der an schweren Depressionen leidenden Personen nehmen sich das Leben. „Obwohl Suizidversuche unter beiden Geschlechtern gleich häufig vorkommen, ist der Anteil der tatsächlichen Selbsttötungen bei Männern doppelt so hoch. Sie neigen auch eher zu aggressiveren und damit gefährlicheren Suizidversuchen als Frauen“, betont der Experte. Hinzu kommen Unfälle als Todesursache, die infolge riskanten Verhaltens und letztlich als Folge der Erkrankung eintreten.
Die Depression ist die am häufigsten auftretende psychische Erkrankung 15 - 25% aller Menschen erkranken einmal in ihrem Leben daran. Dabei sind Frauen etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Mit einer guten und gegebenenfalls ausreichend lange andauernden medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung kann eine deutliche Besserung oder auch Heilung herbeigeführt werden. Die Pressemeldung der SGPP ist mit Quellenangabe zur Veröffentlichung freigegeben.Bitte weisen Sie bei Verwendung im Printbereich auf das Informationsportal der SGPP, www.psychiater-im-netz.org, hin. Bei Online-Veröffentlichung erbitten wir eine Verlinkung auf die Website.