Die Forschung zeigt, dass der Druck, fröhlich sein zu müssen, oftmals während der Feiertage zu Traurigkeit oder sogar zu einer depressiven Verstimmung führt. „Je höher unsere Erwartungen sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass wir tatsächlich zufrieden sein werden. Aus diesem Grund sollte man die Feiertage nicht idealisieren und sich nicht selbst unter Druck setzen, um alles richtig zu machen und die anderen nicht zu enttäuschen“, empfiehlt Dr. Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater (BVDP). „Zudem ist es wichtig, die Menschen, mit denen man die Feiertage verbringt, so zu akzeptieren, wie sie sind. Anstatt sich an feste Vorstellungen zu klammern, wie sie sich bei Tisch benehmen oder anziehen, sollte man – solange sie nicht völlig inakzeptables tun – ihre positiven Seiten sehen.“
Oftmals sorgt das Erzählen von Geschichten für eine entspannte Atmosphäre. „Über gute Zeiten und gemeinsame Erinnerungen zu sprechen verstärkt das Gemeinschaftsgefühl, auch wenn bestimmte Erinnerungen Melancholie auslösen können“, erklärt Dr. Roth Sackenheim. „Insbesondere bei schwelenden Konflikten in der Familie ist es wichtig, dass man zunächst einseitig auf andere zugeht, auch wenn man nicht sofort mit einem Entgegenkommen des Anderen rechnen kann. Beispielsweise kann man sich vornehmen, nicht auf Provokationen eines bestimmten Menschen einzugehen.“
Für Menschen, die keine Familie haben oder keine Möglichkeit haben, ihre Familie an den Feiertagen zu sehen, ist es meist besser, nicht allein zu Hause zu sitzen, sondern über Möglichkeiten nachzudenken, wie sie sich in Gesellschaft begeben können“, empfiehlt die Psychiaterin und Psychotherapeutin. „In sozialen Einrichtungen wie Obdachlosenheimen oder Altenheimen besteht über die Feiertage immer ein Bedarf an Personen, die mit den Menschen dort Zeit verbringen. Kontakte zu anderen Menschen zu knüpfen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für innere Zufriedenheit. Man sollte sich dabei vor Augen halten, dass Familie immer die Menschen sind, die man zu „seiner Familie“ macht.“