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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Betroffene und Angehörige sollten anhaltende Stimmungsschwankungen ernst nehmen

Durchleben Menschen scheinbar unerklärliche Wechsel zwischen euphorischen und depressiven Gemütszuständen, sollten diese Schwankungen abgeklärt werden, denn sie können auf eine Bipolare Störung hinweisen. 

Durchleben Menschen scheinbar unerklärliche Wechsel zwischen euphorischen und depressiven Gemütszuständen, sollten diese Schwankungen abgeklärt werden, denn sie können auf eine Bipolare Störung hinweisen. „Bei Personen, die an Bipolaren Störungen leiden, kommt es zu Krankheitsepisoden mit völlig übersteigerten Stimmungsschwankungen, die nicht durch äußere Umstände erklärbar sind. Dabei wechseln sich eigendynamisch Phasen von Hochstimmung mit Episoden von Niedergeschlagenheit ab. Die Dauer dieser Krankheitsepisoden kann zwischen einigen Tagen bis mehreren Monaten und in seltenen Fällen auch einigen Jahren variieren“, berichtet Dr. Iris Hauth vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), die ihren Sitz in Berlin hat. Manchmal können auch Krankheitszeichen der Manie, die mit gesteigerter Aktivität, Selbstüberschätzung, vermindertem Schlafbedürfnis sowie Rededrang und Ruhelosigkeit einhergeht, mit Symptomen einer Depression - wie Niedergeschlagenheit und vermindertem Selbstwertgefühl - gleichzeitig vorliegen. In diesen Fällen spricht man von "Mischzuständen", in denen dann beispielweise starke Unruhe bei gleichzeitiger gedrückter Stimmung auftritt.

Gewöhnlich treten die ersten Symptome dieser Störung zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr auf - in seltenen Fällen auch schon im Jugendalter. Oft bleibt die Erkrankung über lange Zeit unerkannt. „In depressiven Phasen halten Erkrankte ihre über längere Zeit anhaltende Stimmungsveränderung häufig für schlechte Laune und sehen keinen Behandlungsbedarf. In einer manischen Episode, in der sich die Betroffenen mitunter ausgesprochen gut und leistungsfähig fühlen, fehlt ihnen meist die Krankheitseinsicht, weil sie keinerlei Leidensdruck verspüren“, erklärt die Ärztliche Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik vom Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee. Auch weil zwischen den einzelnen Krankheitsepisoden Intervalle von mehreren Monaten oder Jahren liegen können, in denen Betroffene völlig beschwerdefrei sind und über eine stabile Stimmungslage verfügen, wird professionelle Hilfe oft lange Zeit nicht in Anspruch genommen.

Bipolare Störungen gehen jedoch mit einem erhöhten Risiko für Suizid einer. Jeder vierte Betroffene versucht mindestens einmal, sich das Leben zu nehmen. „Man muss davon ausgehen, dass das Risiko für einen Suizid etwa 21-fach gegenüber der Allgemeinbevölkerung erhöht ist. Nicht zuletzt deswegen ist eine möglichst frühzeitige Behandlung von großer Bedeutung“, betont die Expertin. „Insbesondere in Phasen mit Mischzuständen zwischen depressiver und manischer Symptomatik ist das Suizidrisiko hoch, denn die Kombination von Tatendrang mit Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit ist besonders gefährlich.“ Bemerken Betroffene oder Angehörige Symptome einer Bipolaren Störung, sollten sie nicht zögern, professionelle Hilfe zu Rate zu ziehen.

Die Diagnose kann im Rahmen eines ausführlichen Gesprächs zwischen einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und dem Erkrankten, manchmal auch der nächsten Angehörigen, eruiert werden. „Eine frühzeitige Therapie kann dazu beitragen, dass psychische Probleme wie Alkohol-, Drogen- und Medikamentenmissbrauch oder Suizidversuche vermieden werden“, erläutert Dr. Hauth. „Auch sozialen Komplikationen wie Beziehungskonflikten oder dem Verlust der Arbeitskraft und des Arbeitsplatzes kann dadurch entgegengewirkt werden.“ Neben psychotherapeutischen Maßnahmen, werden bei Patienten in der Therapie auch stimmungsstabilisierende Substanzen eingesetzt, die neben den manischen auch die depressiven Episoden verhindern sollen.

Man schätzt, dass etwa 1 bis 3 Prozent der Bevölkerung von einer Bipolaren Erkrankung betroffen sind. Frauen und Männer erkranken jeweils gleich häufig. Als Ursache wird ein multifaktorielles Geschehen angenommen, bei dem biologische Faktoren - wie Störungen im Neurotransmitterhaushalt oder hormonelle Störungen - aber auch psychosoziale Einflüsse eine Rolle spielen könnten.

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Quelle: Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS)