„Eine Demenzerkrankung beginnt meist schleichend mit Merkstörungen, Schwierigkeiten bei der Wortfindung, Verhaltensänderungen und nachlassender Aktivität. Wenn Familienmitglieder solche Anzeichen zeigen, ist eine zeitnahe Untersuchung bei einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie angeraten. Denn es ist von zentraler Bedeutung, die Ursache für die Symptome zu klären, eine mögliche Demenz-Erkrankung zu identifizieren und andere Erkrankungen oder Ursachen auszuschließen“, betont Prof. Dr. med. Wolfgang Maier, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), die ihren Sitz in Berlin hat. „Derartige Symptome können neben einer dementiellen Erkrankung beispielsweise auch im Rahmen einer Depression oder anderen Erkrankungen auftreten, die sich gegebenenfalls durch eine Behandlung heilen lassen.“ Notwendig ist unter anderem eine gründliche Untersuchung des Körpers zum Beispiel auf mögliche Stoffwechselerkrankungen oder Infektionserkrankungen, da diese Ursachen dementielle Symptome als Begleiterscheinungen haben können. Darüber hinaus ist eine Untersuchung des Gehirns erforderlich, um etwaige Durchblutungsstörungen, Zirkulationsstörungen des Liquors oder Tumore zu identifizieren. Ebenso müssen alle Medikamente, die der Betroffene einnimmt, eingehend überprüft werden, um zu erkennen, ob möglicherweise Neben- oder Wechselwirkungen die Symptome ausgelöst oder verstärkt haben könnten. Auch Überdosierungen von Arzneimitteln kommen als Ursache in Frage. „Auch wenn die Sorge vor der möglichen Diagnose «Demenz» groß ist, sollten sich Betroffene nicht davor scheuen, entsprechende Beschwerden von einem Facharzt untersuchen zu lassen“, rät der Experte.
Individueller Therapieplan stärkt Alltagskompetenz der Erkrankten
Nach der Diagnosestellung klärt der Arzt zuerst den Betroffenen und seine Familie umfassend über die Erkrankung, ihren Verlauf sowie die Behandlungsmöglichkeiten auf. Zwar kann kein Medikament eine Demenz zurückbilden oder ein Voranschreiten der Krankheit vollständig stoppen. Doch kann mit einem umfassenden Therapieplan, der den individuellen Erfordernissen des Patienten angepasst wird, eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden. „Spezielle Medikamente können das Fortscheiten des Krankheitsprozesses verzögern und die Selbstständigkeit länger erhalten, vor allem bei einer frühzeitigen Therapie. Wichtig sind vor allem körperliche Aktivität (unter Beachtung von möglichen Herz-Kreislaufrisiken) und geistige Aktivtäten (wie kognitives Training). Daneben vermag eine gegebenenfalls ergänzende medikamentöse Behandlung mögliche Verhaltensstörungen wie beispielsweise Schlaflosigkeit, Depression, Unruhe, Angst oder Aggressivität zu lindern, die bei Demenzerkrankungen häufig auftreten“, berichtet Prof. Maier. „Die Patienten gewinnen mit Hilfe einer adäquaten Therapie an Alltagskompetenz, können länger in ihrem gewohnten Lebensumfeld bleiben und die Angehörigen werden spürbar entlastet.“ Ergänzende psychosoziale Maßnahmen runden die Therapie ab. Sie können Betroffenen die Wahrnehmung und Orientierung erleichtern und den Erhalt ihrer Persönlichkeit fördern. Angehörige von Demenzpatienten werden heutzutage wenn möglich in Therapiekonzepte eingebunden, um eine würde- und liebevolle Beziehung zwischen dem Kranken und seinen Angehörigen zu unterstützen.
In Deutschland leben gegenwärtig rund 1,4 Millionen Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind. Jährlich werden fast 300.000 neue Fälle diagnostiziert. Etwa zwei Drittel aller Demenzen sind auf eine neurodegenerative Erkrankung des Gehirns zurückzuführen, die als Alzheimer-Krankheit bezeichnet wird und durch einen fortschreitenden Verlust von Nervenzellen gekennzeichnet ist.
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