„Die Diagnose Demenz beinhaltet, dass neben Gedächtnisstörungen mindestens eine weitere kognitive Fähigkeit gestört ist - dies kann beispielsweise die örtliche Orientierung, die Konzentrationsfähigkeit oder das räumliche Vorstellungsvermögen sein. Dann fallen etwa komplexere Handlungen wie Einkaufen im Supermarkt, die Nutzung des öffentlichen Verkehrsnetzes oder Autofahren immer schwerer“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Martin Haupt von der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP), die ihren Sitz in Wiehl hat. Dauern solche Veränderungen über ein halbes Jahr an oder sind sie sehr ausgeprägt, sollte in jedem Fall ein Facharzt für Neurologie oder Psychiatrie mit Erfahrung auf dem Gebiet der Hirnleistungsstörungen aufgesucht werden. Dann muss abgeklärt werden, ob es sich um eine Demenz oder normale Alterungsprozesse des Gehirns handelt.
Demenzerkrankungen gehen in vielen Fällen mit Änderungen im Gefühlsleben und im Sozialverhalten einher, was bei manchen Erkrankungsformen sogar zu Beginn im Vordergrund stehen kann. „Bei einem Teil der Betroffenen sind anfangs überwiegend Verhaltensveränderungen zu beobachten. Es können beispielsweise Unruhe, Nervosität sowie auch schnelle Reizbarkeit, Aggressivität oder auch Apathie vorkommen“, ergänzt der Experte. „Weitere Anzeichen können darüber hinaus verstärkte Ängstlichkeit, Traurigkeit, Unsicherheit sowie sozialer Rückzug sein. Der Verdacht einer Demenz wird häufig von den Angehörigen gestellt, denen Veränderungen im Wesen oder Verhalten des Patienten auffallen. Die Betroffenen selbst klagen zwar zum Teil über Leistungseinschränkungen, schieben diese aber oft auf ihr fortgeschrittenes Alter - nur wenige befürchten eine echte Krankheit. Oft sind auch Scham und Angst des Betroffenen Gründe dafür die ersten Symptome zu verbergen oder zu bagatellisieren.“
Eine frühe Diagnose und eine umfassende Behandlung sind bei Demenzerkrankungen wichtig. Heute kann mithilfe verschiedener Therapiemaßnahmen das Fortschreiten der Hirnfunktionsstörung verzögert werden. Je früher die ganzheitliche Behandlung beginnt, desto besser können verbliebene Ressourcen angeregt werden und die Selbstständigkeit sowie Alltagskompetenz des Patienten erhalten bleiben. „Die Behandlung von Demenzerkrankungen umfasst eine pharmakologische Medikation und parallel psychosoziale Therapien. Auch die begleitenden Verhaltensveränderungen sind in diesem Rahmen gut behandelbar. Weil psychische Symptome für Erkrankte und Pflegende oftmals eine besondere Belastung darstellen, dehnt sich die psychosoziale Betreuung auch auf Angehörige aus“, ergänzt Dr. Haupt. Das Vorgehen bei der Behandlung von demenzkranken Patienten ist in einer interdisziplinären Leitlinie klar definiert. Sie berücksichtigt den aktuellen medizinischen Erkenntnisfortschritt in der Therapie und auch der Diagnostik.
Knapp eine Millionen Menschen sind derzeit in Deutschland an einer Demenz erkrankt - etwa zwei Drittel davon an der Alzheimer-Krankheit.
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