Das Sterberisiko von Patienten mit einer bipolaren Störung ist im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung um das bis zu 6-Fache erhöht, unter anderem aufgrund einer größeren Gefährdung durch Unfälle, Gewalt, Suizidalität und Alkoholmissbrauch. Bei der bipolaren Störung handelt es sich um eine chronische, nicht heilbare psychische Erkrankung, die durch manische und depressive Stimmungsschwankungen charakterisiert ist. So können z. B. Phasen der Hochstimmung mit Euphorie und gesteigertem Tatendrang im Wechsel mit depressiven Phasen bei stark gedrückter Stimmung und Antrieblosigkeit auftreten, die mit negativen oder gar tödlichen Auswirkungen für die Betroffenen verbunden sein können. Da es noch keine Heilung für manisch-depressive Erkrankungen gibt, ist eine lebenslange Behandlung erforderlich. „Denn nur wenn die Therapie konsequent und dauerhaft durchgeführt wird, können die Symptome der Erkrankung wirkungsvoll bekämpft, der Krankheitsverlauf deutlich abgemildert und somit die Lebensqualität der Patienten entscheidend gebessert werden“, betont Dr. Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Psychiater (BVDP) mit eigener Praxis für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie in Andernach.
Medikamente sollten pünktlich und konsequent eingenommen werden
Da bei bipolaren Erkrankungen jeder Betroffene sein eigenes Spektrum an unterschiedlich stark ausgeprägten Symptomen zeigt, ist es wichtig, die Medikamente immer individuell zusammenzustellen. Es werden drei Gruppen von Medikamenten eingesetzt: Stimmungsstabilisierer, Antidepressiva und atypische Antipsychotika. „Generell entfalten Medikamente, die auf das zentrale Nervensystem einwirken und psychische Funktionen beeinflussen, ihre volle Wirkung erst nach einigen Wochen. Insofern bessern sich die Symptome leider nicht sofort. Das muss den Betroffenen bewusst sein, so dass sie Medikamente entsprechend der ärztlichen Empfehlung immer pünktlich und konsequent einnehmen, selbst wenn sich noch keine Wirkung abzeichnen sollte. Ebenso dürfen die Medikamente nicht abgesetzt werden, wenn sich eine Besserung der Symptome eingestellt hat, da sie sonst wiederkehren“, erläutert Dr. Roth-Sackenheim.
Auch Psychotherapie kann helfen, Rückfälle vorzubeugen
Es gibt auch psychotherapeutische Verfahren, die bei der Behandlung von bipolaren Erkrankungen mit Erfolg eingesetzt werden, aber im Regelfall als Ergänzung und nicht als Alternative zur medikamentösen Therapie anzusehen sind. Mit Hilfe der Psychotherapie können Betroffene erlernen, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen, mehr Zuverlässigkeit bei der Medikamenteneinnahme zu entwickeln und somit Rückfällen vorzubeugen, aber auch ihren Alltag und belastende Ereignisse besser zu bewältigen und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern.
Rolle der Angehörigen ebenfalls sehr wichtig
Auch die Rolle der Angehörigen ist bei einer bipolaren Erkrankung bedeutsam. „Betroffene brauchen eine Vertrauensperson, die sie ermutigt, sich in Behandlung zu begeben und sich aktiv und konsequent an der Therapie zu beteiligen, und die außerdem den Verlauf der Erkrankung stets im Auge behält“, erklärt Dr. Roth-Sackenheim. Angehörige sollten sich daher umfassend über das Krankheitsbild informieren, um aufrichtiges Verständnis für die Patienten anstelle von Mitleid entwickeln und ihnen hilfreiche Unterstützung im Alltag bieten zu können.
Quelle: S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-019
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