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Europäischer Depressionstag am 1. Oktober 2017: Depressive Krisen nicht mit alleine durchstehen – Darüber reden ist wichtig

Eine depressive Erkrankung zu verbergen ist mit großer Anstrengung und viel Leid verbunden, denn sie führt zu schweren Veränderungen im Erleben und Verhalten. Hingegen kann bereits nach wenigen Behandlungstagen eine Besserung der Situation verbunden mit der Fähigkeit zu Freude und Hoffnung eintreten.

Depressive Stimmungen sind bis zu einem gewissen Maße im Leben normal, solange sie vorübergehen und nur kurzfristig auftreten. Häufen sich aber solche Phasen oder dehnen sie sich über einen längeren Zeitraum aus, sollte offen darüber gesprochen und professionelle Hilfe gesucht werden. „Menschen, die an Depressionen leiden, leben oft mit einer doppelten Last. Zum einen haben sie an der Erkrankung schwer zu tragen, zum anderen sind sie oft mit Vorurteilen, Unwissen und Unverständnis in ihrem Umfeld konfrontiert. Viele versuchen ihre Depression daher zu verbergen und kämpfen sich durch ihren Alltag – dadurch entsteht bei den Betroffenen aber auch bei ihren Partnern und Angehörigen enormes Leid“, berichtet Dr. Iris Hauth von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) mit Sitz in Berlin. „Eine Depression sollte man nicht für sich behalten, sondern darüber sprechen! Zunächst können das Familienmitglieder und Freunde sein. Ist man dennoch nicht in der Lage, in diesem Rahmen die Probleme zu bewältigen, sollte der Hausarzt angesprochen werden, der sich dann mit einem erfahrenen Psychiater und Psychotherapeuten abstimmt.“ Neu aufgetretene weniger schwere Depressionen können oftmals in einem relativ kurzen Zeitraum erfolgreich behandelt werden. In vielen Fällen ist eine ambulante Therapie mit Unterstützung durch den Hausarzt ausreichend. Auch ausgeprägtere Erkrankungsbilder können wirksam mit Antidepressiva und psychotherapeutischen Methoden oder einer Kombination aus beidem behandelt werden.

Verlust an unbeschwerter Lebenszeit begrenzen

Eine Depression schränkt die Lebensqualität ein, wie kaum eine andere psychische oder körperliche Erkrankung. Die Situation von Betroffenen wird tiefgreifend in nahezu allen Lebensbereichen beeinträchtigt und zwar seelisch, körperlich, zwischenmenschlich aber auch leistungsmäßig. Es ist eine Lebenszeit, die mit Behinderung gelebt wird, wenn keine Behandlung erfolgt. „Depressionen entwickeln sich oft schleichend weiter, wenn sie nicht behandelt werden. Vor allem neigen Depressionen dazu, zu chronifizieren und damit auf Dauer die Lebensqualität einzuschränken“, meint die Expertin. „Dabei ist eine frühzeitige Therapie sehr erfolgsversprechend und vermag den Verlust an unbeschwerter Lebenszeit zu begrenzen.“ Eine depressive Erkrankung zu verbergen ist darüber hinaus mit großer Anstrengung verbunden, denn sie führt zu schweren Veränderungen im Erleben und Verhalten. Hingegen kann bereits nach wenigen Behandlungstagen eine Besserung der Situation verbunden mit der Fähigkeit zu Freude und Hoffnung eintreten.

Traurigkeit und Verzweiflung oft erst in fortgeschrittenem Erkrankungsstadium

Erste Anzeichen, die auf eine Depression hinweisen können, sind oft eine schnelle Erschöpfbarkeit, Rückzug von Aktivitäten des alltäglichen (Sozial-)Lebens, sowie Antriebslosigkeit und ein Mangel an Freude. Auch körperliche Beschwerden sind Teil des Erkrankungsbildes und können sich unter anderem mit Schlafstörungen, Appetitmangel oder auch Rückenschmerzen oder einer schweren Atmung bemerkbar machen. „Tiefe Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit werden oft erst zu einem fortgeschrittenen Erkrankungsstadium deutlich. In dieser Phase nehmen Schuldgefühle und Ängste, dann auch völlig unbegründete, oft schier unbezwingbare Ausmaße an“, ergänzt Dr. Hauth. Betroffene Menschen in diesem Stadium müssen beim Schritt in die Therapie unbedingt unterstützt werden, denn die Kombination aus Antriebsschwäche sowie Gefühlen von Hoffnungs- und Hilflosigkeit stellt eine schwer überwindbare Hürde dar.

Nach Schätzungen erkranken im Laufe ihres Lebens 16 bis 20 von 100 Menschen an einer depressiven Erkrankung. In Deutschland sind innerhalb eines Jahres rund 5,3 Millionen Menschen betroffen. Aufgrund von wiederkehrenden oder chronischen Erkrankungsverläufen führt die Depression zu massiven Beeinträchtigungen in privaten Bereichen aber auch im beruflichen Leben.

Quellen:

S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie „Unipolare Depression“, herausgegeben unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. 2. Auflage, 2015. www.leitlinien.de/nvl/depression

Mehr Informationen zu Depression und psychischen Erkrankungen unter www.psychiater-im-netz.de bzw. www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/erkrankungen/depressionen/was-ist-eine-depression/

Soforthilfe-Möglichkeiten in Krisensituationen:

  • Ärztlicher (psychiatrischer) Bereitschaftsdienst: EU-weite Tel.: 116 117
  • Telefonseelsorge: anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222, www.telefonseelsorge.de
  • Muslimisches Seelsorgetelefon: rund um die Uhr unter der Telefonnummer 030 / 44 35 09 821 erreichbar, www.mutes.de/home.html
  • Akutaufnahme der Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie am jeweiligen Wohnort

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