„Durch langjähriges und regelmäßiges Trinken von Alkohol können Konsumenten ernste chronische Leiden entwickeln – oft ohne es zu ahnen. Alkohol kann Schäden und Funktionsstörungen an nahezu allen Organen des Körpers verursachen. Personen, die gesundheitliche Probleme an sich bemerken und häufig Alkohol konsumieren, sollen dies mit ihrem Arzt besprechen und abklären lassen“, rät Dr. Peter Allemann von der Schweizer Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP), die ihren Sitz in Bern hat. „Bestimmte Laboruntersuchung können anzeigen, ob der Alkoholkonsum bereits gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich gezogen hat. Ist dies der Fall, sollte einige Wochen auf Alkohol verzichtet werden, um eine Regeneration der geschädigten Organe und Gewebe zu ermöglichen“. Anschließend sollte der Alkoholkonsum nur noch in einem Mass erfolgen, das als wenig bedenklich gilt.
Unterschiedliche Gefährdung bei gleicher Alkoholmenge
Abhängig von der körperlichen Konstitution von Menschen, werden unterschiedliche Blutalkoholkonzentrationen bei einer identischen Menge konsumierten Alkohols erreicht. Entsprechend variiert auch die Gefährdung durch Alkohol. „Kleine, zarte Menschen erreichen mit weit geringeren Alkoholmengen bedenkliche Alkoholkonzentrationen als kräftige, große Personen. Entsprechend gefährdeter sind Kinder, Jugendliche und auch Frauen. Auch Menschen, die an chronischen Erkrankungen, wie beispielsweise erhöhtem Blutzucker leiden, sowie Raucher und Übergewichtige sind stärker gefährdet“, ergänzt der Mediziner. Gesunde erwachsene Männer sollten pro Woche nicht mehr als acht Gläser Alkohol konsumieren und Frauen nicht mehr als sechs, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). An mindestens zwei Tagen in der Woche sollte überhaupt kein Alkohol zu sich genommen werden. Das Einhalten von alkoholfreien Tagen ist wichtig, damit die Leber vollständig entgiften kann.
Möglichkeiten den Alkoholkonsum einzuschränken
Bei regelmäßigem Alkoholkonsum fällt es nicht leicht, den Konsum einzuschränken, da Gewohnheiten nicht leicht abzulegen sind oder es mitunter zu extremen Entzugserscheinungen kommen kann, die auch gefährlich verlaufen können. Betroffene können es aber durchaus zunächst versuchen, es auf eigene Faust zu schaffen. Wenn Betroffene dabei durch ihre Familie oder andere Ihnen nahestehende Menschen unterstützt werden, kann dies eine große Hilfe sein. „Günstig ist dabei festzustellen, in welchen Situationen Alkohol getrunken wird. In der Umstellungsphase sollten derartige Situationen dann möglichst gemieden werden. Wenn Alkohol getrunken wird, kann man bewusst langsamer trinken oder in kleineren Schlucken. Vor dem Essen sollte gar kein Alkohol konsumiert werden“, rät der Suchtexperte. „Anspannung, Stress, Unruhe oder Angst vor bestimmten Situationen sind häufige Gründe für Alkoholkonsum. Um mit diesen Gefühlen besser umgehen zu können und dabei auf Alkohol zu verzichten, ist es hilfreich, sich Entspannungstechniken anzueignen. Grundsätzlich sollte man keinen Alkohol konsumieren, wenn man eine gedrückte Stimmung hat, sich entspannen oder beruhigen möchte. Auch sollte man sich bewusst machen, welche Vorteile die Veränderung der Konsumgewohnheiten für einen persönlich hat. Wenn Menschen es allerdings in absehbarer Zeit nicht schaffen, sich an die Vorsätze zu halten und den Konsum in den Griff zu bekommen, sollten sie nicht zögern, sich Unterstützung zu holen“, ergänzt Dr. Allemann. „Menschen, die seit Monaten oder Jahren keine nüchternen Tage mehr hatten, sollten einen Entzug in jedem Fall mit dem Arzt absprechen, da schwere Entzugserscheinungen eine erhebliche Gefährdung darstellen.“
Bei Unsicherheit professionelle Beratung wahrnehmen
Personen, die sich dabei unsicher sind, den Alkoholkonsum selbst einzuschränken, können sich im ersten Schritt beraten lassen. Adressen von Beratungsstellen sind im Telefonbuch oder dem Internet (z.B. www.alkoholkonsum.ch) zu finden. „Über die eigenen Probleme zu sprechen und sich Rat zu holen ist ein wichtiger Schritt! Bei einem vertraulichen Gespräch mit fachkundigen Menschen, kann gezielt herausgefunden werden, welche Maßnahmen im individuellen Fall hilfreich sind“, meint der Experte. „Grundsätzlich richten sich die bestehenden Hilfsangebote nicht nur an Schwerabhängige. Auch Personen, die eine beginnende Alkoholabhängigkeit abwenden möchten, finden dort Unterstützung. Das ambulante Therapieangebot ist vielfältig und kann flexibel genutzt werden.“
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