Übertriebene, unrealistische und unangemessene Ängste können die Lebensgestaltung von Menschen erheblich einschränken. Personen, die aufgrund ihrer Ängste in der Ausübung beruflicher, familiärer und anderer sozialer Aktivitäten stark beeinträchtigt sind und unter einem hohen Leidensdruck stehen, haben jedoch gute Chancen, ihre Ängste durch professionelle Hilfe zu überwinden. Darauf weist die Schweizer Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP), die ihren Sitz in Bern hat, anlässlich des Welttags der seelischen Gesundheit am 10. Oktober hin.
„Angsterkrankungen gehören zu den am häufigsten therapierbaren psychischen Erkrankungen. Panikattacken, Erwartungsangst, Vermeidungsverhalten und generalisierte Angst können bei Patienten mit Hilfe psychotherapeutischer Verfahren und gegebenenfalls Medikamenten vermindert oder völlig abgebaut werden“, betont Dr. med. Hans Kurt, Vorstandsmitglied der Schweizer Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP), die ihren Sitz in Bern hat. „Hierfür ist das Verstehen der Funktionsweise von Angststörungen bereits der erste Schritt, den Teufelskreis der persönlichen Angst zu durchbrechen. Im Zentrum der Behandlung steht, nicht nur die Angst zu reduzieren sondern Betroffenen Angstbewältigungsstrategien zu vermitteln, die sie selbst einsetzen können. Man kann lernen, eine Angstsituation realistisch zu bewerten, Angst auszuhalten und auch, dass Angst und die damit verbundenen Ängste - wie beispielsweise Herzrasen, Beklemmung und Schwindel - von alleine abklingen.“ Zusätzlich können Angstsymptome und körperliche Begleiterscheinungen durch Medikamente positiv beeinflusst werden.
Die Auswirkungen von Angsterkrankungen betreffen verschiedene Lebensbereiche, unbehandelte Erkrankungen verlaufen oft chronisch. „Die Angst vor der Angst wird bald zum beherrschenden Thema, das die Lebensfreude und -zuversicht negativ beeinflusst. Betroffene reagieren meist mit Rückzugsverhalten, vermindern ihre Aktivitäten und sozialen Kontakte, was sich weiterhin ungünstig auf die psychische Gesundheit auswirkt“, illustriert Dr. Kurt, der in Solothurn in der Schweiz als niedergelassener Psychiater und Psychotherapeut tätig ist. „Das Risiko für zusätzliche Krankheiten, wie Depressionen oder Suchterkrankungen ist erhöht und es kann zu körperlichen Folgeerkrankungen kommen.“ Je früher eine Angststörung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Aussichten.
Die Ursachen von ausgeprägter Angst sind vielfältig, sie können auch organisch begründet sein und müssen sorgfältig abgeklärt werden. Dadurch kann eine gezielte Behandlung durchgeführt werden. „Unterschieden werden Panikattacken, die plötzlich und sehr heftig auftreten, von Ängsten vor Abwertung durch andere Menschen oder Ängsten vor Objekten, Tieren oder bestimmten Situationen. Daneben gibt es die generalisierte Angststörung, die durch anhaltende Sorgen oder Ängste gekennzeichnet ist, die viele Lebensbereiche umfassen“, ergänzt der Experte.
Angststörungen kündigen sich meist schon in der Kindheit oder Adoleszenz an oder machen sich im frühen Erwachsenenalter bemerkbar. Grundsätzlich können sie jedoch in jedem Lebensalter auftreten. Etwa 15–20% der Menschen leiden irgendwann im Leben unter einer Angststörung.
Mehr Informationen unter www.psychiater-im-netz.org und www.sgad.ch
Die Pressemeldung der SGPP ist mit Quellenangabe zur Veröffentlichung freigegeben.Bitte weisen Sie bei Verwendung im Printbereich auf das Informationsportal der SGPP, www.psychiater-im-netz.org, hin. Bei Online-Veröffentlichung erbitten wir eine Verlinkung auf die Website.