Personen, die eine Psychotherapie wahrnehmen und meinen, dass ihre Symptomatik einen ungünstigen Verlauf nimmt, sollten sich zeitnah mit ihrem Therapeuten darüber austauschen. „Bemerken Psychotherapie-Patienten, dass sich ihr Zustand verschlechtert oder sie mit der Therapie unzufrieden sind, sollten sie das rechtzeitig beim Therapeuten ansprechen, damit gemeinsam nach den Ursachen geforscht werden kann“, rät Prof. Sabine Herpertz von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. „Möglicher Grund für eine Zustandsverschlechterung kann beispielsweise ein nicht optimales Patienten-Therapeutenverhältnis sein, indem sich der Patient nicht richtig öffnen kann. Dass die „Chemie“ untereinander stimmt, ist eine elementare Voraussetzung für den Therapieerfolg, die unbedingt gewährleistet sein sollte.“ Tritt in den ersten 10 bis 20 Therapie-Stunden keine Besserung der Probleme ein, ist gemeinsam zu überlegen, ob das therapeutische Vorgehen zu verändern ist oder auch, ob der Therapeut gewechselt werden sollte.
Möglich ist aber auch, dass es sich um Entwicklungen handelt, die zwar zunächst vom Patienten als problematisch empfunden werden, aber als Teil des Therapieprozesses angesehen werden müssen. „So kann eine Expositonsbehandlung zunächst sehr belastend sein und den Patienten in hohem Maße fordern. Auch kann es zu einer zeitweisen Verschlechterung im Laufe der Therapie kommen. Das sind Begleiterscheinungen, über die Patienten vorher aufgeklärt werden müssen und die auch während der Therapie besprochen werden müssen“, so Prof. Herpertz. Im Rahmen einer Psychotherapie können in einigen Fällen auch dauerhafte Verschlechterungen auftreten. Während der Großteil der Patienten von einer Psychotherapie profitiert, erleben 5 - 10 Prozent eine Verschlechterung ihrer Symptomatik und andere erzielen keine messbaren Erfolge.
Die Spannweite von Auswirkungen durch eine Psychotherapie ist groß, denn Menschen verändern sich durch die Therapie, was auch Effekte auf deren Umwelt haben kann. „Stärkt ein Patient beispielsweise seine Willens- und Durchsetzungskraft, kann das zu Konflikten mit dem Lebenspartner oder Arbeitskollegen führen. Das soziale Gefüge kann sich wandeln - auch weil Patienten nun abwägen, welche Beziehungen ihnen gut tun und welche nicht“, ergänzt die Expertin. Mögliche Nebenwirkungen einer Psychotherapie betreffen daher nicht nur die Patienten selbst, sondern auch deren Umfeld. Auch dies gilt es im Rahmen der Sitzungen zu besprechen.