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Schwindel kann auch durch Angststörung verursacht sein

In Deutschland leiden rund 12 Millionen Menschen an Angststörungen, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Tritt Schwindel im Rahmen dieser Erkrankungen auf, werden oft über lange Zeit organische Ursachen vermutet.

Wiederkehrende Schwindelattacken müssen nicht unbedingt eine körperliche Ursache haben. Schwindel kann auch im Rahmen einer Angsterkrankung auftreten wie u.a. bei einer Panikstörung, bei generalisierten Ängsten oder als Ausdruck einer phobischen Störung. „Bei einer Panikstörung erleben Menschen eine enorme innere Anspannung und emotionale Belastung, die in Panik münden kann. Damit verbundene Schwindelanfälle können dann vereinzelt oder auch mehrmals am Tag sowie auch nachts auftreten. Betroffene erleben den Schwindel dabei als Auslöser der Angst, obwohl es eigentlich umgekehrt ist. Kommen solche unvorhersehbaren Anfälle wiederholt vor, kann das bei Betroffenen ein Gefühl des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit hervorrufen und damit eine Erwartungsangst verfestigen“, erklärt Dr. Sabine Köhler vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) mit Verbandssitz in Krefeld. Tritt eine Panikattacke an bestimmten Orten oder in bestimmten Situationen auf, wird diese Angsterkrankung als Agoraphobie bezeichnet. Bei manchen Menschen kann die Agoraphobie so ein Ausmaß annehmen, dass sie langfristig nicht mehr dazu in der Lage sind, ihr Haus zu verlassen.

Dauerschwindel bei generalisierter Angststörung möglich

Menschen mit generalisierter Angststörung leiden ständig unter dem Gefühl von Besorgtheit und Anspannung in Bezug auf alltägliche Ereignisse auch wenn keine Gefährdung besteht. Bei dieser Angststörung können sowohl einzelne Schwindelanfälle, sowie auch Dauerschwindel mit wechselnder Intensität auftreten. „Neben dem Schwindel leiden Betroffene oft unter weiteren Symptomen, wie einer ständigen inneren Anspannung und Nervosität, Zukunftsängsten sowie Ein- und Durchschlafstörungen“, ergänzt die Psychiaterin und Psychotherapeutin. „Der Schwindel verstärkt bei ihnen das Gefühl, dass etwas passieren könnte und hält einen Angstkreislauf in Gang.“

Schwindel auch bei sozialer Phobie möglich

Phobien sind unangemessen starke Ängste vor konkreten Dingen oder Situationen und gehen typischerweise mit einer Erwartungsangst einher. Im Zentrum der sozialen Phobie steht eine ausgeprägte und anhaltende Angst vor sozialen Situationen oder Leistungssituationen und einer kritischen Beobachtung durch andere Menschen. Die Angst vor Beschämung spielt hierbei eine entscheidende Rolle. „Wird die Angst in sozialen Situationen als Schwindelgefühl bemerkt, fürchten Betroffene, es könnte ein Schwindelanfall auftreten, der die Kontrolle beeinträchtigt und möglicherweise eine demütigende Situation zufolge hat“ erklärt Dr. Köhler. Es kann sich ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten entwickeln, dass sich auf den Schwindel bezieht. Betroffenen bleibt die darunterliegende Angst dabei oft verborgen.

Angsterkrankungen sind gut behandelbar

Menschen entwickeln oftmals dann Angststörungen, wenn sich ihre Lebensumstände verändern und mit einer Belastung verbunden sind. Sie müssen als krankhaft betrachtet werden, wenn die Ängste keiner Schutzfunktion dienen und nicht mehr angemessen auftreten. Grundsätzlich handelt es sich aber um gut behandelbare psychische Erkrankungen. „Beim Schwindel, der im Rahmen von Angststörungen auftritt, beziehen Betroffene die deutlich werdende Angst meist auf den Schwindel. Im Verlauf einer Psychotherapie kann den Personen aber verständlich gemacht werden, welche Prozesse die Symptomatik auslösen“, ergänzt Dr. Köhler. „Mit einer erfolgreichen Behandlung der Angst, verschwindet auch der Schwindel.“ Je früher eine Psychotherapie zur Behandlung der Angstattacken beginnt, desto besser steht die Chance, dass sich der Angstkreislauf nicht zu stark verfestigt und zeitnah überwunden werden kann.

In Deutschland leiden rund 12 Millionen Menschen an Angststörungen, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Tritt Schwindel im Rahmen dieser Erkrankungen auf, werden oft über lange Zeit organische Ursachen vermutet - wie Blockaden der Halswirbelsäule, Durchblutungsstörungen oder Herz-Kreislauf-Probleme - und die eigentliche Ursache bleibt lange Zeit unerkannt.

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