Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Zugluft kann Gesichtslähmung nach sich ziehen

Ein permanenter kalter Lufthauch, der im Sommer durch eine Klimaanlage, ein geöffnetes Fenster oder einen Ventilator Kühlung verschaffen soll, kann unter Umständen zu einer Gesichtslähmung (Fazialislähmung) führen. Solch eine plötzlich auftretende Lähmung der Gesichtsmuskulatur wird aufgrund der mimischen Einschränkungen von den Betroffenen oft als dramatisch erlebt, ist in der Regel aber nicht akut gefährlich und nicht langwierig.

„In der überwiegenden Anzahl der Fälle von Gesichtslähmung kann keine erkennbare Ursache für die Beschwerden gefunden werden. Es wird vermutet, dass verschiedene Faktoren zu entzündlichen Schwellungen führen, die den Nervenkanal verengen und dadurch Druck auf den Nerv ausüben. Der Großteil dieser Erkrankungen heilt meist von alleine nach kurzer Zeit ab oder bildet sich unter Therapie wieder vollständig zurück“, berichtet Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte (BVDN) in Krefeld. „In jedem Fall sollten die Beschwerden jedoch neurologisch abgeklärt werden, um eine eindeutige Diagnose zu stellen und, um andere Erkrankungen - insbesondere auch einen Schlaganfall - auszuschließen.“ Für eine Gesichtslähmung können neben Entzündungen durch Zugluft auch Vireninfektionen (z. B. Herpes simplex, Herpes Zoster), Knochenbrüche oder eine Infektion mit Borrelien neben weiteren Grunderkrankungen ursächlich sein.

In der Regel zeigt sich die Fazialisparese durch eine halbseitige Gesichtslähmung
Dass eine Beeinträchtigung des Gesichtsnervs beziehungsweise Nervus facialis vorliegt, zeigt sich z.B. durch herabhängende Mundwinkel und ein unvollständig geschlossenes Auge. Je nach Lage des Schädigungsortes können noch eine vermehrte Tränenausschüttung, eine intensivere Hörempfindung, Geschmacksstörungen, eine verminderte Speichelproduktion oder auch Schmerzen im Bereich des Ohres an Symptomen auftreten. Die Lähmung kann sich über mehrere Stunden bis zur Dauer von zwei Tagen entwickeln. Der Höhepunkt wird innerhalb von drei Wochen erreicht. Die Fazialislähmung kann auf eine Gesichtshälfte beschränkt bleiben. „Zu einer einseitigen Lähmung kann es jedoch auch durch Tumoren, Schlaganfälle oder Hirnblutungen kommen. Diese Erkrankungen gehen jedoch häufig mit weiteren Lähmungserscheinungen einher, wie etwa eines Armes oder einer Hand“, ergänzt der Nervenarzt.

Therapie und Prognose richten sich nach Ursache und Schwere der Schädigung. Liegen beispielsweise Infektionen zugrunde, können diese mit einem Virostatikum oder einem Antibiotikum behandelt werden. Für die Behandlung der Beschwerden stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, wie die Gabe von Kortison oder Schmerzmedikamenten sowie auch krankengymnastische Übungen der Gesichtsmuskulatur. Ist es nicht möglich, das Auge zu schließen, muss es nachts und tagsüber feucht gehalten und durch eine Augenklappe oder eine Brille geschützt werden. „Grundsätzlich ist der weitere Krankheitsverlauf umso schlechter, je vollständiger die Lähmung ist. Heilt die Erkrankung nicht vollständig aus und die Mimik bleibt dauerhaft entstellt, kann dies für die Betroffenen eine große psychische Belastung darstellen. In den wenigsten Fällen ist aber mit deutlichen Dauerfolgen - wie Gesichtsasymmetrie - zu rechnen. Dann können plastische Operationen in Erwägung gezogen werden“, fügt Dr. Bergmann hinzu.

Eine Fazialisparese kann in jedem Alter auftreten, wobei die meisten Patienten im mittleren Alter sind. Auf 100.000 Personen kommen durchschnittlich 20 bis 25 Erkrankungen im Jahr. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen, wobei die Erkrankung während der Schwangerschaft etwas gehäuft auftritt. Als Risikofaktoren gelten hoher Blutdruck und Diabetes. Darüber hinaus kann extremer Stress eine Gesichtslähmung begünstigen.

(äin-red) Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.neurologen-im-netz.org. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des Patientenportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.