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Alkoholsucht früher erkennen und behandeln!

In Deutschland konsumieren etwa 9,5 Millionen Menschen Alkohol in einem gesundheitlich riskanten Ausmaß, rund 1,77 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren gelten als alkoholabhängig. Häufig kommen Betroffene erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Alkoholerkrankung in medizinische Behandlung – nicht selten weil gesundheitliche Beeinträchtigungen oder ein mit dem Alkoholkonsum assoziiertes Lebensereignis Hilfsmaßnahmen geradezu erzwingen.

In Deutschland konsumieren etwa 9,5 Millionen Menschen Alkohol in einem gesundheitlich riskanten Ausmaß, rund 1,77 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren gelten als alkoholabhängig. Häufig kommen Betroffene erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Alkoholerkrankung in medizinische Behandlung – nicht selten weil gesundheitliche Beeinträchtigungen oder ein mit dem Alkoholkonsum assoziiertes Lebensereignis Hilfsmaßnahmen geradezu erzwingen. „Menschen mit Alkoholproblemen suchen oft über lange Zeit keine Hilfsangebote auf. Das liegt zum einen daran, dass Alkoholabhängigkeit stark stigmatisiert ist. Zum anderen ist oft die Vorstellung, ein Leben lang abstinent bleiben zu müssen, zu einschüchternd und augenscheinlich zu perspektivlos für Betroffene. In einer frühen Phase der Erkrankung ist eine Rückkehr zu einem reduzierten Konsum jedoch oft noch möglich. Die lebenslange Abstinenz ist heutzutage nicht mehr das alleinige Therapieziel, auch wenn es das optimale Therapieziel darstellt“, berichtet Prof. Dr. Falk Kiefer von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. Existierende Therapieangebote sollen betroffene Menschen, die sich von der Abstinenz abschrecken lassen, dazu motivieren, sich dem problematischen Alkoholkonsum zu stellen. Ein reduziertes Trinkverhalten kann im Idealfall der Einstieg in den Ausstieg sein.

Hilfsangebote auch bei beginnender Alkoholabhängigkeit - Beratung wahrnehmen

Personen, die einen regelmäßigen oder zunehmenden Alkoholkonsum bemerken, können sich im ersten Schritt beraten lassen. Adressen von Beratungsstellen sind im Telefonbuch oder dem Internet zu finden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet eine telefonische, persönliche Beratung bei Suchtproblemen an und vermittelt gegebenenfalls an geeignete lokale Hilfsangebote (Rufnummer: 02 21 - 89 20 31). „Sich Rat zu holen und die eigenen Probleme anzugehen, ist ein wichtiger Schritt. Im vertraulichen Gespräch mit fachkundigen Menschen kann gezielt herausgefunden werden, welche realistischen Veränderungsstrategien und weiteren Maßnahmen im individuellen Fall hilfreich sind“, rät Prof. Kiefer. „In frühen Stadien der Abhängigkeit benötigen nicht alle Betroffenen eine spezialisierte medizinische Behandlung. Das ärztliche Gespräch oder die intensive Beratung in einer Suchtberatungsstelle können wesentlich zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten und zu einer Reduktion des Alkoholkonsums auf ein wieder gesundheitlich verträgliches Maß beitragen.“ Grundsätzlich richtet sich eine Behandlung aber nach der Schwere der Abhängigkeit.

Alkoholsucht frühzeitig erkennen – Alarmzeichen beachten

 

Alkoholismus ist eine schleichende Sucht, die sich in den meisten Fällen langsam entwickelt. Das Gehirn behält nur bis zu einem gewissen Grad die Kontrolle über die Wahrnehmung und das Verhalten in Bezug auf Alkohol. „Ab einem bestimmten Zeitpunkt sind Betroffene in ihren Freiheitsgraden so weit eingeschränkt, dass es ihnen extrem schwer fällt, sich gegen Alkohol zu entscheiden. Das Belohnungssystem ist dann auf alles konditioniert, was mit Alkohol in Zusammenhang steht, beeinflusst die subjektive Wahrnehmung und filtert gnadenlos alle Informationen heraus, die nichts mit Alkoholkonsum zu tun haben“, illustriert der Experte. Eine beginnende Alkoholabhängigkeit ist geprägt von häufigem Denken an Alkohol – beispielsweise am Feierabend. Auch zunehmender Konsum, Schuldgefühle aufgrund des Alkoholkonsums, nachlassende Leistungsfähigkeit, Gereiztheit und ein Verlust an Interessen, die sich nicht mit Alkoholkonsum verbinden lassen, sind Anzeichen. „Wer sich an diesem Punkt entschließt, das Problem anzugehen, hat gute Chancen, eine Abhängigkeit zu vermeiden oder frühe Stadien beherrschbar zu machen. Betroffene können lernen den Konsum einzuschränken und mit Situationen umzugehen, die bisher zum Alkoholkonsum führten“, betont Prof. Kiefer.

Von einer Alkoholabhängigkeit spricht man, wenn sich der Alltag wesentlich nach dem Alkoholkonsum ausrichtet. Gesundheitliche Risiken bestehen jedoch auch bei einem Trinkverhalten, dass von vielen Menschen noch als normal betrachtet wird. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) empfiehlt für gesunde Erwachsene Grenzwerte. Für Frauen gilt 12 g Alkohol und für Männer 24 g Alkohol pro Tag als moderat. Frauen sollten daher nicht mehr als ein Glas Bier (0,3l) und Männer nicht mehr als 2 Gläser Bier pro Tag trinken. Zusätzlich ist es empfehlenswert, an mindestens zwei Tagen pro Woche keinen Alkohol zu trinken.

Mehr Informationen zu Suchterkrankungen unter: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/suchterkrankung-stoffgebunden/was-ist-sucht/

 

Quelle: Vorbehalte gegen Süchtige, SpringerMedizin.de
Autor: Thomas Müller, publiziert am: 4.12.2015, basierend auf: DGPPN-Kongress 2015, 25.-28. November 2015, Berlin; Pressekonferenz: Suchtkranke im Abseits – die Versorgung von Abhängigkeitserkrankungen in Deutschland