Der Einritt einer Vaterschaft stellt einen kritischen Übergang mit einer Reihe von großen Veränderungen dar, die sich auch auf die psychische Gesundheit auswirken können. Neben den Müttern können daher auch die Väter im Rahmen der Geburt eines Kindes eine depressive Störung erleiden. „Die Symptome einer postpartalen Depression bei Vätern entwickeln sich meist schleichend und treten nicht abrupt auf. Typischerweise kommt es zu Erschöpfung, Antriebslosigkeit und einem Gefühl der Leere sowie auch Schlafstörungen, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen. Daneben sind auch grundlose Schuldgefühle, Ängstlichkeit und verstärkte Sorgen mögliche Anzeichen für eine Depression“, berichtet Dr. Christa Roth-Sackenheim vom Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP) mit Sitz in Krefeld. „Es ist dann grundsätzlich zunächst wichtig und gut, wenn die Väter offen mit ihrer Partnerin und auch mit Freunden über ihre Problematik sprechen. Das schafft die Möglichkeit, sich besser gegenseitig darin zu unterstützen, mit den neuen Anforderungen zurecht zu kommen. Bleiben depressive Symptome bestehen, sollten die Väter frühzeitig psychiatrisch-psychotherapeutische Unterstützung suchen“. Auch Minderwertigkeitsgefühle, sexuelle Unlust und Schwierigkeiten, Gefühle wie Liebe für den Partner oder das Kind zu empfinden sind Hinweise auf eine psychische Störung. Eine zeitnahe Hilfestellung ist wichtig, damit sich die Problematik nicht auf das ganze Familienleben ausdehnt. Postpartale Depressionen erhöhen jeweils auch für den Partner das Risiko, an einer Depression zu erkranken.
Erkrankungsrisiko hängt nicht von Persönlichkeit ab
Die Hintergründe von Depressionen bei Vätern nach der Geburt sind noch relativ unklar. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die besonderen psychischen und physischen Belastungen der neuen Lebenssituation eine Rolle spielen. „Als Risikofaktoren für eine postpartale Depression bei Vätern gelten unter anderem eine frühere depressive Erkrankung, Partnerschaftsprobleme sowie belastende finanzielle Umstände aber auch unzutreffende Erwartungen an die Vaterrolle. Der größte Risikofaktor scheint aber die Erkrankung der eigenen Partnerin zu sein, was die Wichtigkeit einer zeitnahen Behandlung von Depressionen in jedem Fall betont“, ergänzt die Psychiaterin und Psychotherapeutin aus Andernach. Auch ein gestiegenes Verantwortungsgefühl, Eifersuchtsgefühle sowie ein Schlafdefizit und körperliche Erschöpfung können Stressoren sein, welche die Entwicklung einer Depression begünstigen. Von Persönlichkeitsmerkmalen des Vaters ist das Erkrankungsrisiko nicht abhängig.
Unterstützung der Familie wichtig
Bei Vätern ist eine postpartale Depression in der Regel schwächer ausgeprägt als bei Müttern. Dennoch ist in dieser Situation Unterstützung und gegebenenfalls eine Behandlung wichtig, denn es gibt Hinweise, dass die elterliche Depression negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Nachwuchses hat. „Bei einer Therapie ist es gut, wenn die gesamte Familie und insbesondere die Partnerin in die Therapie miteinbezogen werden. Den Vätern hilft es, sich stärker als Teil des Elternbündnisses zu erleben und auch Unsicherheit im Umgang mit dem Kind abzubauen“, so Dr. Roth-Sackenheim. Psychisch kranke Eltern sind nicht zwangsläufig schlechtere Eltern, doch eine besondere Unterstützung der Familien ist in dieser Situation wichtig.
Postpartale Depressionen bei Vätern werden auf 5 - 10 Prozent geschätzt. Sie können direkt nach der Geburt auftreten, häufiger auch erst in einem Zeitraum zwischen drei und sechs Monaten nach der Entbindung. Neben depressiven Erkrankungen können Männer in dieser Lebenssituation in seltenen Fällen auch eine Psychose oder eine andere psychische Störung wie beispielweise eine Angsterkrankung entwickeln.
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