Panikattacken können scheinbar aus dem Nichts heraus auftreten. Eine Panikattacke ist eine klar abgrenzbare Episode intensiver Angst und Unbehagens, die in der Regel einige Minuten bis zu einer halben Stunde andauern kann. Das Auftreten von solchen Angstattacken beschränkt sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände – für Betroffene sind sie deshalb auch nicht vorhersehbar. Vereinzelte Panikattacken im Leben stellen an sich noch keine Erkrankung dar. Erst wenn mehrere Attacken im Monat auftreten und das alltägliche Leben beeinträchtigt wird, spricht man von einer Panikstörung. „Typische Symptome einer Panikattacke sind plötzliche Atemnot, Brustschmerzen und Beklemmung sowie Schwindel und Ohnmachtsgefühle“ erläutert Prof. Arno Deister von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) mit Sitz der Gesellschaft in Berlin. „Bei einem anderen Teil der Betroffenen dominieren weniger körperliche Symptome, sondern Angstgedanken und Entfremdungsgefühle oder auch der Eindruck, völlig neben sich zu stehen.“ Gemein ist beiden Gruppen, dass sie dabei fürchten können, die Kontrolle zu verlieren, «wahnsinnig» zu werden oder sterben zu müssen und, dass die Symptome oft nicht als Auswirkung einer Panik erkannt werden. Während es durchaus bei einer einzigen überwältigenden Panikattacke bleiben kann, entwickeln manche Menschen einen chronischen Verlauf, der eine Behandlung notwendig macht.
Bei Agoraphobie tritt Angst in konkreten Situationen auf
Manche Menschen erleben an bestimmten Orten oder in bestimmten Situationen starke Angst bis hin zur Panik. Diese Angsterkrankung wird auch als Agoraphobie bezeichnet, sie kann mit oder ohne Panikattacken vorliegen. „Bei der Agoraphobie tritt Angst typischerweise bei Aufenthalten an großen, weiten Orten und öffentlichen Plätzen auf. Auch enge, überfüllte Räume können für Betroffene problematisch sein, wie beispielsweise öffentliche Verkehrsmittel oder enge Supermärkte“, ergänzt Prof. Deister. „Die Betroffene erleben eine große innerer Anspannung und eine starke emotionalen Belastung, die sich bis hin zur Panik steigern kann.“ Im Zentrum ihrer Angst steht oft die Sorge, bei etwaigen Vorfällen nicht schnell genug Hilfe erhalten zu können, in eine peinliche Situation zu geraten oder im Fall einer Bedrohung nicht flüchten zu können. Die Vielfalt der Symptome bei einer Agoraphobie ist groß. Auch die Orte oder Situationen, bei welchen die Betroffenen Ängste erleben, können individuell ganz unterschiedlich sein. Bei manchen Menschen kann die Agoraphobie so ein Ausmaß annehmen, dass sie langfristig nicht mehr dazu in der Lage sind, ihr Haus zu verlassen.
Körperliche Ursachen ausschließen und professionelle Hilfe wahrnehmen
Haben Menschen den Eindruck, bei Ihnen entwickelt sich eine Angststörung, kann der Hausarzt der erste Ansprechpartner sein. Ängste sind als krankhaft anzusehen, wenn sie keiner Schutzfunktion dienen und nicht mehr angemessen auftreten. Zunächst müssen körperliche Ursachen, wie beispielsweise Herzrhythmusstörungen, Schilddrüsenüberfunktion, Asthma, COPD oder auch Epilepsie ausgeschlossen werden, die panikähnliche Zustände hervorrufen können. Kann keine körperliche Ursache für den Anfall festgestellt werden, ist psychotherapeutische Hilfestellung wichtig. „Je früher die Psychotherapie zur Behandlung der Angstattacken beginnt, desto höher stehen die Chancen, dass sich der Angstkreislauf nicht zu stark chronifiziert und zeitnah überwunden werden kann“, betont Prof. Deister. „Bei Angststörungen besteht zudem ein erhöhtes Risiko andere Angsterkrankungen aber auch Depressionen oder Suchterkrankungen zu entwickeln, weswegen eine frühzeitige Behandlung grundsätzlich sehr wichtig ist.“ Agoraphobie und Panikstörungen lassen sich sehr gut mit Psychotherapie behandeln. Panikattacken oder Ängste können aber auch im Rahmen anderer psychischer Erkrankungen, wie beispielsweise einer Depression auftreten, weswegen eine genaue Diagnosestellung große Bedeutung hat.
Menschen entwickeln oftmals dann Angststörungen, wenn sich ihre Lebensumstände negativ verändern und mit einer Belastung verbunden sind. Das kann eine Trennung sein, die Diagnose einer schweren anderen Erkrankung, der plötzliche Tod eines nahen Angehörigen oder der Verlust des Arbeitsplatzes. Wenn Betroffene nicht in der Lage sind, derartige Stresssituationen günstig zu bewältigen, kann der Körper mit entsprechenden angstgeprägten Attacken reagieren. In Deutschland leiden rund 12 Millionen Menschen an Angststörungen, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer.
Weitere Informationen:
AWMF-Patientenleitlinie "Angststörungen" www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-028.html
(äin-red) Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.psychiater-im-netz.org. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des Patientenportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.