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Messie-Syndrom: Begleiterscheinung unterschiedlicher psychischer Störungsbilder

In Deutschland gibt es schätzungsweise zweieinhalb Millionen Menschen, die vom Messie-Syndrom betroffen sind. Messie-Verhalten tritt in allen Bevölkerungsgruppen auf. Um ein Messie-Syndrom überwinden oder besser damit umgehen zu können, ist es notwendig, die genauen Ursachen zu klären, um Betroffenen eine Verhaltensänderung zu ermöglichen.

Menschen, deren Leben durch das übermäßige Anhäufen von Dingen in ihren Wohnräumen mitbestimmt wird, werden auch als „Messies“ bezeichnet. Das Messie-Verhalten kann eigenständig auftreten aber auch Begleitumstand unterschiedlicher psychiatrischer Krankheitsbilder sein. Neben psychotischen Erkrankungen können Zwangsstörung, Suchterkrankungen, Depressionen, Demenzerkrankungen sowie Aufmerksamkeits-Defizit-Störungen ein Messie-Syndrom als Begleitsymptom haben. „Angehörige und das Umfeld sollten Messies nicht als faul oder unmotiviert einschätzen und sich auch nicht von ihnen distanzieren. Im Gegenteil, die Betroffenen brauchen Hilfe in Form von professioneller Unterstützung“ betont Dr. Sabine Köhler vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) mit Verbandssitz in Krefeld.

Untersuchungen haben gezeigt, dass Messies häufig an Schizophrenie oder Psychosen leiden. Betroffene haben eine veränderte Informationswahrnehmung und Informationsverarbeitung. Sie sind mitunter von Wahnvorstellungen und damit einhergehenden Ängsten vereinnahmt und nutzen ihre überfrachtete Wohnung nicht selten dazu, um sich gegen die Umwelt und andere Menschen abzuschotten. „Auch Veränderungen der Persönlichkeit können Teil des Krankheitsbildes sein und Betroffene dazu veranlassen, Dinge zu horten und an diesen festzuhalten. Das Anhäufen von Gegenständen und Dingen entlastet von seelischen Problemen und ist mit Gefühlen von Sicherheit verbunden“, ergänzt die Psychiaterin.

Bei Zwangserkrankungen haben Betroffene Schwierigkeiten damit, sich von Gegenständen zu lösen, die emotional besetzt sind. „Die Trennung von den Dingen wird als Verlust eines Teils der eigenen Identität erlebt und ist oft mit Angst besetzt“, schildert die Psychiaterin aus Jena. Zwanghafte Messies gehen oft sehr strukturiert und ordentlich beim Horten von Gegenständen vor, wobei die Dinge oft keinen objektiven Wert haben. Ist das Messie-Verhalten Anteil einer Suchterkrankung, ist das Sammeln hingegen unstrukturiert und chaotisch und spiegelt ein Stück weit den Kontrollverlust wider, der bei Suchterkrankungen typischerweise auftritt.

Sind depressive, einsame Menschen vom Messie-Syndrom betroffen, wird das Verhalten oft als Ausgleich zur eigenen Gefühlsarmut und dem Mangel an sozialer Nähe eingesetzt. „Dabei treten materiell greifbare Objekte an die Stelle des sozialen Miteinanders. Auch steigert das Zusammentragen von Dingen kurzfristig das Selbstwertgefühl, das bei depressiven Menschen krankheitsbedingt vermindert ist“, ergänzt Dr. Köhler.

Bei dementen Patienten steckt oft das unterschwellige Bedürfnis nach Festhalten und Sicherheit hinter dem Messie-Verhalten. „Demenzkranke versuchen durch das Horten von Gegenständen sich ein Stück weit ihre Welt zu erhalten, um den krankheitsbedingten Verlust der eigenen Welt und Geschichte zu kompensieren“, so die Psychiaterin. Eine Verwahrlosung im Alter kann jedoch auch Ausdruck altersbedingter Einschränkungen sein und der damit einhergehenden Unfähigkeit, einen gepflegten Lebensalltag aufrecht erhalten zu können.

Um ein Messie-Syndrom zu überwinden oder besser damit umgehen zu können, ist es erforderlich, die genauen Ursachen zu klären, um Betroffenen eine Verhaltensänderung zu ermöglichen. Insbesondere, wenn Depressionen, Sucht, Zwang oder eine psychotische Erkrankung vorliegen, sollte unbedingt eine psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung bei einem Facharzt mit einfühlsamer Unterstützung wahrgenommen werden.

In Deutschland gibt es geschätzt zweieinhalb Millionen Menschen, die vom Messie-Syndrom betroffen sind. Es tritt in allen Bevölkerungsgruppen auf.

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