Viele Faktoren des modernen Lebens erhöhen das Einsamkeitsrisiko. Sei es der Arbeitsplatz abseits vom persönlichen sozialen Umfeld, die Lockerung von Familienstrukturen oder die älter werdende Bevölkerung. Viele Menschen verbringen das Weihnachtsfest alleine. Für manche birgt das die Gefahr, in eine traurige oder gar depressive Stimmung zu verfallen und Gefühle von Einsamkeit zu erleben. Wer solch eine Situation vermeiden möchte, sollte sich am besten rechtzeitig damit auseinandersetzen, wie er das Weihnachtsfest verbringen möchten und ob eine Form von Gesellschaft nicht doch eine Alternative wäre. „Weihnachten steht unter dem Stern, das Fest des Miteinanders und der Familie zu sein und diesem Umstand kann man sich an den Feiertagen nur schwer entziehen. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass sich gerade bei Menschen, die unfreiwillig alleine sind, schnell Gefühle von Einsamkeit und Leere einstellen. Sie sollten sich am besten im Vorfeld überlegen, ob sie mit dem Alleinsein zurechtkommen oder ob Geselligkeit für sie nicht doch besser wäre“, rät Dr. Iris Hauth, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. „Mangelt es an einem Freundeskreis oder an Familienleben, können alternativ spezielle Veranstaltungen besucht werden, die an den Weihnachtsfeiertagen angeboten werden. Dabei besteht sogar die Chance, auf Gleichgesinnte zu treffen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und aus der Not eine Tugend zu machen.“ An den Feiertagen bieten zahlreiche soziale Einrichtungen oder Verbände Möglichkeiten an, die Zeit in Gesellschaft zu verbringen. Auch können Gottesdienste, Weihnachtskonzerte oder Theateraufführungen besucht werden, die stimmungsvoll und gesellig sein können.
Überwältigung durch negative Gefühlen vorbeugen
Viele Alleinstehende schieben den Gedanken an Weihnachten aus Angst vor Traurigkeit und negativen Gedanken vor sich her, bis es zu spät ist. Das Weihnachtsfest stellt sie dann unter Umständen auf eine harte Probe. „Es kann schiefgehen, die Weihnachtsfeiertage auf sich zukommen zu lassen ohne sich vorab damit zu beschäftigen, wie man sie verbringen will. Weihnachten lässt oft zwangsläufig Erinnerungen hochkommen, die an intensive, auch melancholische Gefühle gekoppelt sind. Setzt man sich vorzeitig damit auseinander, dass sich wehmütige Gefühle einstellen können, wird man an den Feiertagen dann nicht so überwältigt“, meint Dr. Hauth. „Besser ist es, aktiv an die Sache heranzugehen und zu überlegen, woher die befürchtete schlechte Stimmung kommen könnte - und was man dagegen unternehmen will. So vermeidet man stimmungsdrückenden Leerlauf. Hilfreich ist beispielsweise das Planen von genussvollen Unternehmungen, die im Laufe des Jahres zu kurz gekommen sind. Man kann einfach das machen, was einem Spaß macht und was man mag. Dabei ist es grundsätzlich vorteilhaft, keine zu hohen Erwartungen an das Fest zu haben, denn desto leichter reagiert man enttäuscht.“ Auch einen Blick auf seine Mitmenschen zu werfen ist eine Alternative. Eine karitative Weihnacht im Dienste von alten Menschen, Obdachlosen oder schutzbedürftigen Personen kann eine gute Möglichkeit sein, einen anregenden und sinnstiftenden Tag mit anderen Menschen zu verbringen.
In Krisensituationen hilft Telefonseelsorge weiter
Wenn sich das Jahr zum Ende neigt, verspüren Menschen Zukunftsängste - etwa durch finanzielle Nöte oder andere Lebenssituationen - oftmals ausgeprägter als sonst. Auch werden Konflikte mit der Familie, mit Mitmenschen oder auch Beziehungskrisen in dieser Zeit manchmal stärker wahrgenommen. Fällt man an den Feiertagen in eine seelische Krise und ist alleine, kann die Telefonseelsorge ein Rettungsanker sein. „Für Menschen in Problemlagen kann ein Gespräch mit Mitarbeitern der Telefonseelsorge sehr entlastend sein und mehr Klarheit und vielleicht auch etwas Trost bieten. Die Beratungen verlaufen anonym und streng vertraulich und können dazu beitragen, sich in bedrückenden Lebenslagen oder verfahrenen Situationen wieder besser zu orientieren zu können“, rät Präsidentin der DGPPN. Die Telefonseelsorge ist ganztägig und kostenlos erreichbar unter den Nummern 0800 111 0111 und 0800 111 0222. Darüber hinaus bietet die Einrichtung auch Beratungen über das Internet an – in Form von E-Mail- oder Chat-Beratungen.
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