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Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Alter: Alkohol- und Medikamentenabhänigkeit

Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit bei älteren Menschen sind nicht immer Spätfolgen schon bestehender Suchtkrankheiten, sondern sie können sich erst in diesem Lebensalter manifestieren. Die Besonderheit dieser erst neu auftretenden Abhängigkeiten könnte auch in spezifischen biologischen und psychosozialen Belastungsfaktoren begründet sein, die das Alter mit sich bringt. So können Alkohol und Medikamente mit Suchtpotential (beispielswiese aus der Gruppe von Schlaf-und Beruhigungsmitteln oder Schmerzmedikamenten) bereits in geringeren Dosen zur körperlichen und psychischen Abhängigkeit führen. Als weitere Risikofaktoren sind psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angsterkrankungen zu nennen sowie psychosoziale Belastungsfaktoren wie Vereinsamung, fehlende Aktivierung und der Verlust der sozialen Funktion.

Alkoholabhänigkeit

Es ist davon auszugehen, dass circa 27 Prozent der älteren Männer und 8 Prozent der älteren Frauen einen erhöhten und damit gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum aufweisen und bei etwa 3% der Männer und 1% der Frauen eine Alkoholabhängigkeit aufweisen. Es wird geschätzt, dass etwa ein Drittel von ihnen nach dem 60. Lebensjahr erkranken (late-onset), während die anderen bereits seit dem früheren oder mittleren Alter abhängig sind (early-onset). Körperliche Folgestörungen sind beispielsweise eine Leberzirrhose oder das Korsakow-Syndrom.

Symptome einer Alkoholerkrankungen im Alter können als Altersfolgeerscheinungen verkannt werden, wie z.B. das Zittern der Hände oder ein unsicherer Gang. Die klinische Praxis zeigt, dass die Suchtanamnese nicht immer im höheren Lebensalter so selbstverständlich erhoben wird wie bei jüngeren Menschen. So ist auch zu erklären, warum Suchterkrankungen in Pflegeheimen unerkannt bleiben können.

[Foto; Medikamenten mit Suchtpotential: Anxiolytika, Sedativa und Hypnotika]

Medikamentenabhänigkeit

Bei fast zwei Millionen Menschen im Alter über 60 ist ein schädlicher Gebrauch von Beruhigungs-und Schlafmitteln zu verzeichnen. Etwa 35% der Medikamentenabhängigen beginnen den Missbrauch zwischen dem 51. und 60. Lebensjahr. Ihnen gehen häufig langwierige körperliche Erkrankungen, Schlafstörungen, Angstzustände oder Depressionen voraus und die Behandlung mit Medikamenten mit Suchtpotential (Anxiolytika, Sedativa und Hypnotika).

Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. med. Vjera Holthoff, Dresden (DGPPN)