Neurologen und Psychiater im Netz

Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen

Herausgegeben von den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

Was ist Demenz?

Die Demenz (lat. Demens „ohne Geist“) ist ein krankheitsbedingtes, erworbenes Defizit von Leistung der höheren Gehirnfunktionen. Die kognitiven Fähigkeiten - wie z.B. Erkennen, Gedächtnis, Sprache, Lernen und Planen - sowie die emotionalen und sozialen Fähigkeiten können (zunehmend) beeinträchtigt sein. Dadurch können Persönlichkeitsveränderung und Veränderungen der Gemütslage auftreten. Die Symptome einer Demenz hängen von der Art der Erkrankung ab, da es verschiedene Demenzformen mit unterschiedlichen Ursachen gibt. Oft handelt es sich dabei um nicht heilbare, fortschreitende Krankheiten, deren Erkrankungsverlauf jedoch gemildert werden kann.

Man unterscheidet verschiedene Formen der Demenz. Einige der häufigsten Erkrankungen sind nachfolgend aufgelistet:

  • die reine Alzheimer-Krankheit , mit ca. 40% die häufigste Ursache aller Demenzen;
     
  • die vaskuläre Demenz, mit ca. 10% aller Demenzen:
    Die Hauptursache der vaskulären Demenz ist Veränderungen der Gefäßveränderungen und dadurch bedingte chronische Durchblutungsstörungen im Gehirn sowie Schlaganfälle. Menschen mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder mit Bluthochdruck (Hypertonie) haben ein besonders großes Risiko für Veränderungen der kleinen Blutgefäße im Gehirn, weswegen diese Erkrankungen unbedingt konsequent behandelt werden müssen.
     
  • Mischformen der vaskulären und der Alzheimer-Demenz in ca. 30% der Fälle;
     
  • Demenz mit Lewy-Körperchen  mit ca. 15% aller Demenzen:
    Bei der Demenz mit Lewy-Körperchen finden sich genannte Lewy-Körperchen in den Nervenzellen der Großhirnrinde. Lewy-Körperchen in den Nervenzellen des Hirnstamms sind für die Parkinson-Krankheit charakteristisch.
    Das Erscheinungsbild der Demenz mit Lewy-Körperchen unterscheidet sich von dem der Alzheimer-Krankheit. Zware besteht eine fortschreitende Demenz mit Gedächtnisstörungen wie bei der Alzheimer-Krankheit. Doch neigen die Patienten auch zu detailreichen optischen Wahrnehmungsstörungen ("Besucher"), schwankenden Beeinträchtigungen der geistigen Fähigkeiten und der Wachheit im Tagesverlauf sowie motorischen Parkinson-Symptomen zu Stürzen. Häufig sind die räumlichen Wahrnehmungsstörungen ausgeprägter als bei Alzheimer-Patienten. Es sind wie bei der Parkinson-Krankheit mehr Männer als Frauen betroffen.
    Neuroleptika (antipsychotische Medikamente) werden von diesen Patinten sehr schlecht vertragen. Dagegen sprechen die Patienten besonders gut auf die Behandlung mit (Acetyl)Cholinesterasehemmern an. Wegen der Gefahren, die den Patienten durch die Einnahme von Neuroleptika drohen, und dem besonders guten Ansprechen auf (Acetyl)Cholinesterasehemmer ist es wichtig, die Demenz mit Lewy-Körperchen von der Alzheimer- und der Parkinson-Krankheit diagnostisch abzugrenzen.
     
  • Kognitive Störungen bei Depression: Bei bestimmten Depressionen (im höheren Lebensalter) kann es zu ungewöhnlich stark ausgeprägten Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Konzentrationsleistung und der Denkabläufe kommen. Manchmal wirkt das hierbei entstehende Störungsbild wie eine Demenz. Man spricht daher auch vom „Demenz-Syndrom bei Depression“. Werden diese Beeinträchtigungen bei den depressiv Kranken zutreffend erkannt und mit antidepressiv wirkenden Medikamenten behandelt, so können sie sich zurückbilden. 
     
  • andere Ursachen wie z.B. chronischer Alkoholismus (Korsakow-Syndrom), Schädel-Hirn-Verletzungen, Hirntumore, Schilddrüsenunterfunktion, entzündliche Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Multiple Sklerose oder AIDS);

Richtige Diagnose wichtig

Bei ersten Anzeichen von gesteigerter Vergesslichkeit oder dem Eindruck, dass sich die persönliche Denkleistung gravierend verändert, sollten Betroffene einen Facharzt für Neurologie bzw. einen Nervenarzt aufzusuchen. Auch der Hausarzt kann zunächst der erste Ansprechpartner sein.

Die korrekte Diagnose der Symptome ist wichtig, um potentiell reversible Ursachen (z.B. Depressionen, Hirntumor, Schilddrüsenfunktionsstörung etc.) auszuschließen und mit einer passenden Therapie zu beginnen. Bei Verdacht auf eine dementielle Erkrankung folgt die Überweisung in eine neurologische Facharzt-Praxis oder in eine Gedächtnisambulanz. Dort können spezielle Untersuchungen und Testverfahren Aufschluss über eine mögliche Erkrankung geben.

Nach der Diagnose

Für die meisten Menschen ist die Nachricht, an einer Demenz erkrankt zu sein, ein großer Schock, der Ängste und Verunsicherung zufolge hat und viele Fragen aufwirft. Über Ängste und Sorgen sollte man mit Freunden und Angehörigen oder anderen Vertrauenspersonen sprechen.

Auch Selbsthilfeorganisationen können in dieser Situation sehr hilfreich sein. Selbsthilfegruppen erleichtern den Informations- und Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen und auch Angehörigen, wodurch praktische Lebenshilfe sowie emotionale Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung möglich sein können.

Nach der Diagnose ist es ebenfalls wichtig, rechtliche, gesundheitliche und finanzielle Angelegenheiten zu regeln, solange man dazu noch selbst in der Lage ist. Demenzkranke sind in der Regel im Frühstadium noch voll geschäftsfähig und können selbst in ihrem Sinn vorsorgen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat die Website „Wegweiser Demenz“ ins Internet gestellt, um insbesondere auch zu diesem Aspekt konkretes "Hilfewissen" zu vermitteln. Die Website informiert z.B. über gesetzliche Leistungen, Rechte, Hilfsangebote vor Ort aber auch ehrenamtliche Angebote für Demenzkranke und Angehörige.

www.wegweiser-demenz.de

Was können Angehörige tun?

Eine Demenz verändert den Menschen mit dem Fortschreiten der Erkrankung. Dies mitzuerleben kann neben dem Betroffenen auch für die Angehörigen und das weitere Umfeld sehr belastend sein. Die Veränderung kann viele Gesichter haben und für die Familie ist es wichtig, sich zu einem möglichst frühen Zeitpunkt mit dem Erkrankungsbild und dessen Prognose auseinanderzusetzen.

Um das Miteinander möglichst harmonisch zu gestalten und, um Missverständnisse zu begrenzen, ist eine umfangreiche Aufklärung in dieser Situation sehr hilfreich. Wichtig ist, dass das Umfeld lernt zu verstehen, was in dementen Menschen vorgeht, was sie brauchen und wie sie reagieren. Dadurch kann zumindest ein Teil an Konflikten und Belastungen vermieden werden.

Angehörige sollten lernen, die Erkrankung zu akzeptieren und mit ihr umzugehen. Wichtig ist zudem, sich Hilfe und Unterstützung zu holen, wenn man sie braucht. Insbesondere pflegende Angehörige sollten sich ausführlich über Hilfsangebote beraten lassen. Über entsprechende Unterstützungsangebote vor Ort geben die Pflegekassen Auskunft.

Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. med. Wolfgang Maier und Prof. Dr. med Frank Jessen, Bonn (DGPPN)